Unter
diesem Gesichtspunkt wird man wohl auch hinnehmen müssen, dass Tolstoi auf
Quellen- und Übersetzungsbelege ebenso souverän verzichtet wie auf die Nennung
von Autoren, deren Namen er vergessen oder deren Gedanken er, wie er erklärt,
vollständig mit eigenen Worten ausgedrückt habe. Fremdes Gedankengut wird hier
bedenkenlos mit eigenen Ideen und Glaubenssätzen amalgamiert, Fremdzitat und
Selbstaussage werden bis zur Ununterscheidbarkeit verschliffen, das Arrangement
vorgefundener Texte wird aufgewertet zu einer auktorialen Geste, die nun also
nicht mehr auf Diskursbegründung, vielmehr auf Diskursverschmelzung angelegt
ist. Damit führt Tolstoi ein intertextuelles Schreibverfahren vor, das erst
viel später zur gängigen literarischen Praxis werden sollte und das heute
wieder, angesichts von Plagiaten und Imitaten aller Art, weithin zu reden gibt.